Der Wärmestrom, von dem wir leben
Rau warnt vor übertriebenem Effizienzdenken/
Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten
rso. FRANKFURT, 23. Dezember.
Bundespräsident Rau (SPD) hat in seiner Weihnachtsansprache davor
gewarnt, das "gesamte gesellschaftliche Leben in allen Bereichen"
künftig an den "Mustern Wirtschaftlichkeit und Effizienz"
auszurichten. "Bilanz", "Kapitel" "Ressource"
seien Begriffe, die in der Wirtschaft unverzichtbar sein, sie
gehörten aber nicht in jeden Lebensbereich. Wenn alle
Lebensbereiche ausschließlich nach "wirtschaftlichen Gesetzen"
geformt würden, dann gerate die Gesellschaft in eine Sackgasse.
Schulen und Hochschulen seien keine Unternehmen, Bildung sei mehr als
eine "bloße Funktionsertüchtigung". Auch die
Familie sei kein Betrieb. " Familien leben vom Zeithaben
füreinander, vom Austausch und Feiern, vom Gespräch und
Verständnis und vom Verzeihen", heißt es in der
Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten.
Weiter sagte Rau, ein Krankenhaus sei keine Gesundheitsmaschine, Helfen
und Pflegen seien Aufgaben, die sich nicht allein mit
"Pflegenormen" definieren ließen; alten Menschen
müsse geholfen werden wie jungen. Zugleich lebe eine Gesellschaft
aber auch von "Flexibilität, Wagnis, Neugier und
Aufbruch". Sie könne nur funktionieren, wenn es
Solidarität und gegenseitige Verpflichtungen gebe.
"Das taucht in keiner Effizienzrechnung auf, aber davon geht der
Wärmestrom aus, von dem wir leben."
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